Lionel Richie:
Singt auch für Diktatoren

Lionel Richie (Foto: Universal Music)

Der 62-jährige Popsänger sang bereits 2006 für die Familie des inzwischen verstorbenen libyschen Diktators Gaddafi, glaubt jedoch nicht, dass dies unmoralisch sei.
Gaddafi war damals sehr darum bemüht, dass Libyen zurückkehrt in die Weltgemeinschaft. Nicht nur die Familie war da, sämtliche Würdenträger aus dem gesamten Nahen Osten waren anwesend“, erklärt Richie im Interview mit der ‚Welt am Sonntag‘. Sein Publikum sei ihm damals jedoch sehr amerikanisch vorgekommen, fährt er fort. „Mit anderen Worten, die kannten jeden Song, unsere Kultur, sangen und tanzten mit.“

Mit seinem Gewissen kann der US-Star dieses Eregnis vereinbaren, da es „ein großer Abend der guten Absichten“ gewesen sei. „Es sollte wohl so etwas signalisieren wie: Eine neue Zeit ist angebrochen.“ Auf die Frage, ob er für jeden singen würde, antwortet Richie zudem: „Klar. Ich bin Entertainer. Für mich zählt nicht, welcher Religion oder Partei jemand nahesteht. Ich habe nur eine Regel, an die ich mich halte: Fang niemals eine Diskussion über Politik an oder über Football!“

Auch für den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, der mit seiner Innen- und Außenpolitik immer wieder für Aufruhr sorgt, würde der Vater von It-Girl Nicole Richie auf die Bühne steigen. „Sofort, auf der Stelle. Warum? Die Antwort ist: Ich könnte vielleicht etwas verändern“, lautet Richies selbstichere Antwort. „Ahmadinedschad – wahrscheinlich wird es nie ein Visum dafür geben, aber ich würde für jeden singen.“

In der Musik sehe er jedoch ein Mittel, um Menschen zusammenzuführen. „Ich könnte jetzt hier in einem Raum sitzen, zusammen mit Sunniten und Schiiten, und alle würden plötzlich ihr Hochzeitsfoto herausholen – ich wette, einer meiner Songs war auf all ihren Hochzeiten dabei! Sie haben mit Sicherheit alle einmal Richie gespielt. Dasselbe mit Israelis und Palästinensern – zerstritten. Aber sie alle haben sicher einmal zu ,All Night Long‘ getanzt. Da wäre also etwas Gemeinsames, über das sie reden könnten: ein Song!“

In die Politik wolle Richie jedoch nicht gehen. „Ich studiere lieber die Welt und wir leben in einer sehr merkwürdigen Welt“, urteilt er. So glaubt er, dass die Menschen ohne moderne Technologie nicht mehr klarkommen würden. „Wenn heute der Strom ausfallen würde, wir wären dümmer denn je! Keine Computer, keine Smartphones. Die Leute wären schon überfordert damit, allein nur mit ihrer Mutter am anderen Stadtende in Verbindung zu treten. So klug, wie wir glauben, mit all diesen kleinen Geräten zu sein: ohne wären wir aufgeschmissen.“

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Foto(s): © Universal Music

von TIKonline.de

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